Und ich sehe wie ihre Lippen sich schnell bewegen. In ihren Geschichten, in denen sie umherspringt wie ein junger Hund, entwirre ich den Kern und komme nicht daran vorbei sie immer wieder staunend anzulächeln. Alles bei ihr ist eine Geschichte. Jede U-Bahnfahrt scheint eine bunter Verkettung von Schicksalen zu sein und manchmal lasse ich mich davon einfach gerne berieseln. Wenn ich sie ansehe, sehe ich selten die Abgründe, die sie an die Ränder treiben in mondphasenähnlichen Fluten. Ich sehe Entdeckergeist und Begeisterung. Für einen Hut, ein Spiel, Menschen, Gerüche...Sie ist Chaos und Sturm und ich habe mich nie davor gefürchtet. Lieber lasse ich mich mitreißen bis mir schwindelig wird und ich aussteigen muss.

 

Und ich will hier nicht behaupten, sie sei einer der Menschen die besonders sind und es nicht wissen. Solch Menschen wie man sie so oft in Büchern findet, in denen der Autor beinahe verliebt in seine besondere, aber doch zurückhaltende, Protagonistin ist. Das scheue Reh mit besonderen Fähigkeiten. Nein, ich lache innerlich auf. Sie weiß es. In einer sympathischen Unbescheidenheit hebt sie sich ab. Zu recht sag ich, zu recht.

 

Während sie mit der selben Intensität von ihrem Frühstück als auch von der Tatsache erzählt, sie hätte eine ihrer anderen Persönlichkeiten nun kennengelernt, versucht mein Gehirn die wichtigen von den unwichtigen Informationen zu trennen. Und dann sehe ich mich in ihr. Ich spüre selbst nach wie sich dieses erhabene, verwirrende Gefühl ausbreitet. Und in mir macht sich Zustimmung und Stolz und Freude und all diese seltsamen Gefühle breit, die bei langatmigen Triumphen* durch den Körper rauschen. Jene Triumphe die einen näher zu sich bringen und uns verstörend auf das „vor uns“ blicken lassen.

 

Ich gratuliere ihr. Genau so könnte man jemanden mit Verstopfungen zum ersten breiigen Stuhlgang gratulieren. Und der Verstopfte wüsste es zu schätzen. Genau wie sie. Ich weiß nicht ob sie sich in einigen Momenten Sorgen macht, sie könnte mich auch erschrecken. Ich weiß nur, während sie weiter fiebert, dass sie meine Freundin ist und ich ihre. Und all die fremden unerforschten Teile die da noch in ihr sind, werden es auch sein.

 

Ein Moment der Lebensliebe zieht an uns vorüber. Ein Moment den so manch einer unbemerkt ziehen gelassen hätte, während wir die wunderbare Seltsamheiten feiern.